Neue Argumente für interdisziplinäre Prävention im Rahmen der Qualitäts- und Imagedebatte

17.11.2014

Rund 3400 Besucher beim Kongress "Individualisierte Zahnmedizin Interdisziplinär - Präventionsorientierte Therapiekonzepte" und Deutschen Zahnärztetag 2014 in Frankfurt

Frankfurt. Der Kongress "Individualisierte Zahnmedizin Interdisziplinär - Präventionsorientierte Therapiekonzepte" zum Deutschen Zahnärztetag 2014 in Frankfurt darf im Rückblick als der beredte und breitgefächerte Beitrag der Wissenschaft zur "Mundgesundheit und Prävention im Rahmen der Qualitäts- und Imagedebatte" gelten, wie ihn die Präsidentin der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde), Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke, schon zur Eröffnung des Zahnärztetages in der Frankfurter Paulskirche angekündigt hatte. Trotz Bahnstreiks und daraus resultierenden weiteren Anreisebeschwernissen haben 3400 Gäste den Deutschen Zahnärztetag besucht, darunter 700 Studenten. "Wir haben uns in den vergangenen beiden Tagen einer anspruchsvollen Thematik 'Individualisierte präventionsorientierte Therapiekonzepte' gestellt und haben dabei kein Fach und kein Thema ausgelassen, von der Karies und Parodontitis über die Periimplantitis bis zum Plattenepithelkarzinom. Die bei mir angekommene Resonanz auf diesen Kongress war durchweg positiv. Alle sind mitgegangen bei dieser individualisierten Herangehensweise und dafür möchte ich allen Beteiligten meinen Dank aussprechen", resümierte die DGZMK-Präsidentin.

"Noch nie so interdisziplinär"
Wie weit der Bahnstreik wirkte, zeigte sich am Eröffnungsabend des Deutschen Zahnärztetages: dank des stark erhöhten Berufsverkehrs drohte der Shuttle-Service im Stau stecken zu bleiben. In der dennoch gut gefüllten Paulskirche begrüßten nacheinander die Präsidentin der DGZMK, Prof. Kahl-Nieke, der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Wolfgang Eßer, und der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel, die Gäste. Die DGZMK-Präsidentin beklagte in ihrer Rede u.a. die Diskrepanz zwischen Präventions- und Therapieangeboten auf der wissenschaftlich-klinischen Seite und dem Image des Berufsstandes. Gleichzeitig hob sie hervor, "noch nie waren wir so in die Medizin integriert wie heute, wozu ich nur ein paar Stichworte nenne: Diabetes, KHK, Stroke und Parodontitis". In Anlehnung an das Kongressthema wies sie auch darauf hin: "Noch nie haben wir so interdisziplinär und individualisiert wie heute getickt, diagnostiziert und therapiert. Und nicht nur in den Praxen und in den Kliniken." Prof. Kahl-Nieke ging auch auf die Bedeutung der AOZ-neu sowie die anstehende Fertigstellung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs (NKLZ) im Hinblick auf eine interdisziplinäre präventionsorientierte Zahnheilkunde ein (die Rede der Präsidentin findet sich im Wortlaut hier). Gegen Ende des Festaktes verlieh die DGZMK-Präsidentin posthum die Goldene Ehrennadel der DGZMK an den im Oktober verstorbenen ehemaligen Vizepräsidenten Dr. Wolfgang Bengel.

Regelungswut und Individualismus
So manche Erscheinungen des jüngeren Alltags, darunter besonders die Regelungswut in allen Bereichen, erhielten im Festvortrag von Prof. Dr. phil. Eugen Buß, Institut für Rechts- und Sozialwissenschaften der Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung, einen wissenschaftlichen Hintergrund. "Wertewandel in Deutschland - Chancen für eine neue Praxiskultur" war das Thema des Vortrags, der sich aus unterschiedlichen Perspektiven bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungen widmete, darunter (übertriebener) Individualismus, gepaart mit dem Verlust von Bindungen und Loyalität, eine steigende Unsicherheitsvermeidung, der eine zunehmende Regelungsdichte folge. Der Fokus hierzulande liege auf einer Kurzzeit-Perspektive, alles müsse schnell und sofort geschehen. Nur wer sich der daraus resultierenden neuen Kommunikationskultur anpasse, könne in diesem Umfeld erfolgreich sein. Diese Erkenntnis richtete Prof. Buß gezielt an die Zahnmediziner.

Auf der gemeinsamen politischen Pressekonferenz zum Deutschen Zahnärztetag propagierten die DGZMK und die beiden Standespolitischen Berufsvertretungen einhellig eine präventionsorientierte Versorgung ohne staatliche Überregulierung. Die Wissenschaftliche PK widmete sich dem Thema Prävention aus zwei Blickwinkeln, Prof. Frankenberger und Prof. Grötz stellten Beispiele aus der Zahnerhaltung und bei der Vermeidung von Kiefernekrosen vor (s. eigenen Beitrag).

"Individualisierte und interdisziplinäre Zahnmedizin"
Ein komplexes Kongressprogramm fand seinen spannenden Einstieg im Vortrag von Prof. Dr. Dr. Manfred Dietel, der den auf die Tumormedizin gemünzten Begriff "Individualisierte Medizin" auf die "Individualisierte Zahnmedizin" (so das Vortragsthema) überführte. Das von ihm dargestellte Zusammenwirken von Medizin und Zahnmedizin im Rahmen einer individualisierten und interdisziplinären Herangehensweise stand auch im weiteren Kongressprogramm immer im Mittelpunkt der Referent/inn/en. Den Schlusspunkt setzte dann die Podiumsdiskussion unter Leitung des ehemaligen ZDF-Wissenschaftsmoderators Dr. Joachim Bublath, die der Frage nachging: "Kann Therapie durch Prävention ersetzt werden?" (s. eigenen Bericht)

Gut besucht: Studententag-Veranstaltung
Außerordentlich gut besucht war das Programm zum Studententag 2014, der für das Programm reservierte Raum war zur Eröffnung bis auf den letzten Platz besetzt. DGZMK-Präsidentin Prof. Kahl-Nieke hob im Beisein des alten und neuen Vorstands des Bundes deutscher Zahnmedizinstudenten (BdZM) die Bedeutung des beruflichen Nachwuchses für den Berufsstand und die Wissenschaft hervor: "Wir wollen Sie von Anfang ins Boot holen bzw. im Boot haben. Sie sind unsere Zukunft!" Dabei stellte sie die Rolle der DGZMK bei der Wissenschaftsförderung heraus und verwies auf verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten, die die DGZMK Studierenden biete, darunter die kostenlose Mitgliedschaft.

DGZMK-Generalsekretär und -Nachwuchsbeauftragter Dr. Ulrich Gaa bedankte sich bei den scheidenden BdZM-Vorsitzenden Paul Schuh und Arthur Heinitz für die gute Zusammenarbeit und stellte als eines der Angebote der DGZMK an die Studierenden den Fahrtkostenzuschuss für die Reise zum Studententag heraus. Als Zahnarzt in eigener Praxis gebe es für ihn drei Gründe, zu Fortbildungen wie einem solchen Kongress zu gehen: Neues Wissen zu erlangen, die Eigenmotivation zu erweitern und durch Kollegengespräche für einzelne Aspekte des Berufsalltags neue Anregungen zu erhalten. Die DGZMK-Portalmanagerin Kirstin Petzold brachte dem Auditorium die Vorzüge der neuen Internetplattform owidi näher und hielt dabei den Fokus auf "Benefits für Studierende". Tipps zur eigenen Praxisführung, wissenschaftliche Themen und Reiseimpressionen von Auslandsstudienaufenthalten rundeten das Programm des Studententages ab.

Gut besucht waren auch die Infostände der DGZMK, auf denen sowohl über owidi, das neue Internetportal, sowie über die AWZMK, die Agentur zur Wissenschaftsförderung, informiert wurde.

 

Pressekontakt

Markus Brakel
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