Weg der Zukunft: Individualisierte Zahnmedizin mit interdisziplinären Präventionsansätzen

07.11.2014

Wissenschaftliche Pressekonferenz der DGZMK zum Deutschen Zahnärztetag liefert Beispiele aus der Zahnerhaltung und bei der Vermeidung von Kiefernekrosen

Frankfurt a. M., 07. November 2014 - "Die individualisierte Zahnmedizin mit Präventionskonzepten, die interdisziplinär entworfen werden, das ist der Weg der Zukunft", erklärt die Präsidentin der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde), Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke (Uni Hamburg), anlässlich der Pressekonferenz zum Wissenschaftlichen Kongress "Individualisierte Zahnmedizin Interdisziplinär - Präventionsorientierte Therapiekonzepte" beim Deutschen Zahnärztetag in Frankfurt. Es geht bei diesem Ansatz um die spezifische Mundsituation und einen fächerübergreifenden Ansatz des Umgangs mit den jeweiligen Befunden, wobei die Vermeidung von Folgeschäden im Vordergrund steht. Prof. Kahl-Nieke: "Das ist gesundheitspolitisch von Bedeutung, denn es hilft durch die Vermeidung von Folgeschäden Kosten im Gesundheitswesen einzusparen." Auf der Pressekonferenz wurde die Bedeutung der Prävention in der Zahnerhaltung und bei der Vermeidung von Kiefernekrosen konkret dargestellt.
 

Prävention in der Zahnerhaltung

Trotz der messbaren Erfolge bei der Bekämpfung von Volkskrankheiten wie Karies oder Parodontitis wird die Prävention in Deutschland nicht so stringent umgesetzt, wie es sinnvoll und möglich wäre, kritisiert der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ), Prof. Dr. Roland Frankenberger (Uni Marburg). Dabei verwies er auf Faktoren, die sich medizinisch nicht oder schlecht beeinflussen lassen, etwa soziale Benachteiligung, unzureichende Information oder fehlende Motivation. "Die daraus erwachsende Polarisierung der Karies ist noch immer ein ungelöstes Problem", so Frankenberger.

Bei Erkrankungen wie Parodontitis oder auch Diabetes Typ-II reiche meist schon die Anpassung der Lebensgewohnheiten aus, sie zu vermeiden. Hier spiele der "Common Risk Factor" Zucker eine entscheidende Rolle. Frankenberger plädierte dafür, dass zahnmedizinische Erfolgsmodell der Prävention auf die Medizin zu übertragen, es sei für viele Bereiche verwendbar. Die restaurative Therapie habe in den vergangenen 25 Jahren zwar eine Revolution durchlebt. Aber Füllung, Krone, Brücke oder Implantat seien nur die Krücke. Frankenberger: "Auch wenn sie technologisch sehr gut entwickelte sind - es bleibt Ersatz".
 

Prävention der Kiefernekrose

Traditionell war das Krankheitsbild der Kiefernekrose entweder eine seltene Ausnahme einer weit fortgeschrittenen Kieferostitis oder -osteomyelitis oder mit größerer Häufigkeit dem überschaubaren Patientenkollektiv der Kopf-Hals-Strahlentherapie (Osteoradionekrose) vorbehalten. Die Relevanz für die zahnärztliche Praxis war damit eher begrenzt.

Diese Sichtweise, so Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, hat sich seit der internationalen Erstbeschreibung der "Bisphophonat-assoziierten Kiefernekrose" in 2003 grundlegend geändert. Viele Patienten erhalten aus unterschiedlichen Gründen (Knochenmetastasten solider Tumor, primär maligne Knochentumoren, Osteoporose und andere Knochenstoffwechselstörungen) eine "antiresorptive Therapie" und tragen damit das Risiko der Kiefernekrose - auch im Rahmen zahnärztlicher Behandlung - mit sich. Unter der Begrifflichkeit "antiresorptive Therapie" wird heute die medikamentöse Behandlung mit verschiedenen Bisphosphonaten oder dem monoklonalen Antikörper Denosumab zusammengefasst. Gemeinsam ist beiden Medikamenten, dass sie einerseits eine positive Gewebebilanz im Knochen (insbesondere durch hemmende Effekte an den Osteoklasten) erzielen, andererseits aber mit schwierig zu therapierenden Kiefernekrosen (ONJ) assoziiert sein können.

Vor diesem Hintergrund ist man bemüht, durch verbesserte interdisziplinäre Kommunikation zwischen Onkologen / Osteologen und Zahnärzteschaft, eine peritherapeutische Betreuung dieser Patienten zu etablieren. Die rezente S3-Leitlinie aus 2012 setzt sich konkret die Minderung des ONJ-Risikos durch Prophylaxe, Prävention und Früherkennung zum Ziel. In diesem Spannungsfeld kommt auch der Implantatindikation eine besondere Bedeutung zu.

 

Pressekontakt

Markus Brakel
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