Gemeinsame Pressekonferenz der DGZMK/BZÄK und KZBV
09.11.2013
Statement Prof.Schliephake: Zahnmedizinische Wissenschaft braucht klare Strukturen in der Zusammenarbeit mit der Dental-Industrie
Auch die Wissenschaft ist an der Gestaltung der Rahmenbedingungen für eine angemessene zahnmedizinische Versorgung der Bevölkerung auf der Höhe der Zeit wesentlich beteiligt und bedarf hier politischer Rückendeckung. Ich fokussiere dabei auf die drei wesentlichen Bereiche, in denen die Verantwortung der Wissenschaft zu Neutralität und Objektivität besonders zum Tragen kommt: die Beziehung von Wissenschaft und Industrie bei der Entwicklung innovativer Produkte oder Techniken, die Erstellung von Leitlinien sowie die Evaluation von Therapieergebnissen. Alle drei Bereiche kommen in der Praxis und damit am Patienten zur Entfaltung, sie erfordern daher besondere Ethik und Verantwortung. Um diese Rolle - und das ist eine klar Forderung an die Politik - verantwortlich ausfüllen zu können, braucht es aber eine verbesserte finanzielle und personelle Ausstattung an den Hochschulen.
Dennoch wird es eine "sterile" Forschung im Sinne reiner Unabhängigkeit kaum geben, spätestens bei der Marktreife eines Produktes ist eine industrielle Kooperation schwer zu vermeiden. Dennoch bedeutet dies keine mafiöse Verflechtung, sondern stellt eine lebensnotwendige Basis für Innovation in der ZMK dar. Man stelle sich nur einmal vor, bei der Entwicklung neuer Medizinprodukte oder Medikamente würde eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie aus grundsätzlichen Erwägungen oder zur Prävention von Lobbyismus als inakzeptabel angesehen. Dennoch haben wir darauf zu achten, dass diese Zusammenarbeit den Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis gehorcht, was unter anderem heißt, dass beispielsweise auch negative Ergebnisse von gemeinsam mit der Industrie durchgeführten Untersuchungen der wissenschaftlichen und fachlichen Community zugänglich gemacht werden müssen, um so den häufig beklagten „publication bias“ durch das Unterdrücken unerwünschter Studienresultate zu vermeiden.
In dieser Transparenz arbeitet auch die von der DGZMK vor einem halben Jahr gegründete Agentur für Wissenschaftsförderung in der ZMK (AWZMK). Wir haben es von wissenschaftlicher Seite aus für notwendig erachtet, hier Eigeninitiative zu zeigen. Durch die allmähliche Schaffung von Netzwerken und Forschungsverbünden soll so einerseits die in unserem Fach so schwache aufgestellte Drittmittelgeförderte Forschung gestärkt und andererseits durch hierbei entstandene Infrastruktur auch unabhängige wissenschaftliche Arbeit nachhaltig gefördert werden.
Neben der Entwicklung von innovativen Behandlungsansätzen stellt die Bewertung von Therapien und Techniken eine weitere Ebene im Verhältnis von Wissenschaft und Industrie dar. Da die daraus abgeleiteten Behandlungsempfehlungen oder Leitlinien versorgungspolitisch durchaus eine normative Kraft entfalten und dadurch eine auch kommerziell sehr weitreichende Wirkung haben können, ist hier die strikte Wahrung von Neutralität und Unabhängig eine unverzichtbare Eigenschaft – auch schon in der Zusammensetzung der damit befassten Gremien. Wir haben uns zwar daran gewöhnt, dass kommerzielle Beziehungen zu Leitlinienrelevanten Firmen kenntlich gemacht werden. Allerdings wurden bisher nur in wenigen Fällen Konsequenzen im Hinblick auf mögliche Interessenskonflikte und deren Auswirkung auf die Mitarbeit in den Gremien gezogen. Dies wurde kürzlich von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft kritisch anhand einiger Leitlinienempfehlungen angemerkt. Hier gerät eine wertvolle Möglichkeit der Unterstützung der täglichen Arbeit in ein gefährliches Zwielicht und wir müssen von wissenschaftlicher Seite alles tun, um diese Gefahr abzuwenden.
Neben der Entwicklung von innovativen Behandlungsansätzen stellt die Bewertung von Therapien und Techniken eine weitere Ebene im Verhältnis von Wissenschaft und Industrie dar. Da die daraus abgeleiteten Behandlungsempfehlungen oder Leitlinien versorgungspolitisch durchaus eine normative Kraft entfalten und dadurch eine auch kommerziell sehr weitreichende Wirkung haben können, ist hier die strikte Wahrung von Neutralität und Unabhängig eine unverzichtbare Eigenschaft – auch schon in der Zusammensetzung der damit befassten Gremien. Wir haben uns zwar daran gewöhnt, dass kommerzielle Beziehungen zu Leitlinienrelevanten Firmen kenntlich gemacht werden. Allerdings wurden bisher nur in wenigen Fällen Konsequenzen im Hinblick auf mögliche Interessenskonflikte und deren Auswirkung auf die Mitarbeit in den Gremien gezogen. Dies wurde kürzlich von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft kritisch anhand einiger Leitlinienempfehlungen angemerkt. Hier gerät eine wertvolle Möglichkeit der Unterstützung der täglichen Arbeit in ein gefährliches Zwielicht und wir müssen von wissenschaftlicher Seite alles tun, um diese Gefahr abzuwenden. Um dieses Instrument weiter selbst in der Hand zu behalten, müssen wir für uns eine neue Art von Aufmerksamkeit und Sensibilität entwickeln, indem bekannte oder offengelegte Beteiligungen an leitlinienenrelevanten Unternehmen oder Produktentwicklungen dazu führen, dass eine Mitarbeit an prominenter oder entscheidender Stelle bei der Leitlinienentwicklung nicht möglich ist.