News vom 19.11.2020

Fruchtbarer Informationsaustausch auch online möglich

DGZMK-Vorstand und Beirat tagten virtuell / Pandemie thematischer Mittelpunkt / Große Gemeinschaftstagung 2025?

 

 

Die „brutalen Auswirkungen der Corona-Krise“ machten auch vor dem Deutschen Zahnärztetag 2020 nicht halt. Was der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Prof. Dr. Roland Frankenberger, in seinem Jahresbericht in der virtuellen Sitzung des Vorstands mit dem Beirat der DGZMK als Folge des Virus‘ für Zahnarztpraxen und den Hochschulbetrieb konstatierte, betraf auch den Ablauf des Deutschen Zahnärztetages insgesamt: Gewohntes konnte nicht stattfinden, die Kontaktbeschränkungen der Pandemie schlossen persönliche Begegnungen aus. Es zeigte sich aber dennoch, dass auch online ein fruchtbarer Informationsaustausch möglich bleibt. Wiewohl auch dabei die Corona-Krise ein bestimmendes Thema war.

 

Präsident Frankenberger eröffnete die Online-Sitzung mit seinem Bericht über das vergangene Jahr, das erste seiner Amtszeit. „Wir haben nur EINE Zahnmedizin und müssen mit einer Stimme sprechen, nur so haben wir die Chance, politisch gehört zu werden.“ Mit diesem Postulat war er in seine Amtszeit gestartet und spätestens nach Ausbruch der Corona-Pandemie zeigte sich, wie wichtig eine solche Einheit wäre. Sein Streifzug durch die vergangenen Monate begann mit seiner ersten Pressekonferenz gleich zu Beginn seiner Amtszeit im November 2019. Hier ging es um die Aufbereitung der Vergangenheit des Berufsstandes während des Nationalsozialismus. Er sei Prof. Dominik Groß (Aachen) für die fachliche Ausarbeitung und Unterstützung zutiefst dankbar: „Ich bin froh, dass wir das Projekt wissenschaftlich hochkarätig bewältigt haben “, stellte der Präsident fest. Inzwischen hätte der Berufsstand der Apotheker ein ähnliches Projekt gestartet, und zwar dezidiert nach dem Vorbild der Zahnärzteschaft.

 

Pandemie-Einschränkungen treffen alle Bereiche 

Die Pandemie bestimmte weite Teile des Jahres 2020. Sowohl die Praxen als auch die Hochschulen waren von den daraus folgenden Beschränkungen getroffen. Die APW sah sich plötzlich mit einer Welle von Kursverschiebungen konfrontiert, später mussten Zahnärztetag und Kongress in der üblichen Form abgesagt werden. „Das war angesichts möglicher immenser Stornokosten auch rückblickend die richtige Entscheidung“, betonte Frankenberger. Inzwischen sei aber auch die Novelle der zahnärztlichen Approbationsordnung (AO-Z) von Corona betroffen, die Einführung des universitären Teils wurde 2020 auf 2021 verschoben. Problematisch sei, dass ca. 50% der universitätszahnmedizinischen Standorte noch immer keine Finanzierungszusagen von ihren Landesministerien bekommen hätten. Neben der Etablierung des ersten Schritts der Reformierung der Zahnmedizinerausbildung sei im nächsten Schritt die Verschränkung mit der Medizin im ersten Studienabschnitt geplant.

 

Frankenberger verwies auf den Erfolg der Online-Kurse, mit der die APW den Kontaktbeschränkungen begegnet ist. Ein besonderes Lob galt den Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle, die mit Absagen, Umbuchungen und Neu-Organisation von Online-Veranstaltungen sehr stark gefordert gewesen seien.

 

Positionspapier „Perspektive Zahnmedizin 2030“ vorgestellt

Besonders würdigte der Präsident das in rund einem Jahr vom DGZMK-Vorstand erarbeitete und zum Zahnärztetag vorgestellte Positionspapier „Perspektive Zahnmedizin 2030“. „Die vielen hier angesprochenen Aspekte brennen dem Vorstand unter den Nägeln und es war wichtig, das alles schwarz auf weiß festzuhalten“, betonte Frankenberger. Die Zahnmedizin werde zwar ständig an der Medizin gemessen, das setze aber auch gleiche Bedingungen voraus. Derzeit sei die Zahnmedizin im Vergleich zur Medizin noch klar benachteiligt. In Bezug auf die AO-Z merkte Frankenberger an, dass nicht nur mehr medizinische Inhalte in die Zahnmedizin einfließen müssten, sondern auch viel mehr Zahnmedizin in die Medizin, da im Studienverlauf der Mediziner wichtige zahnärztliche Aspekte nicht gelehrt würden. Das Positionspapier ist auf der DGZMK-Homepage abrufbar und wird der Dezember-Ausgabe der DZZ in gedruckter Form beigelegt.

 

Frankenberger verwies außerdem auf die unter Leitung von Prof. Al-Nawas sehr rasch erstellte S1-Leitlinie zum Thema "Umgang mit zahnmedizinischen Patienten bei Belastung mit Aerosol-übertragbaren Erregern". Sie wurde inzwischen zum Spitzenreiter bei den Internet-Öffnungszahlen auf der Homepage der DGZMK. Außerdem erscheint in Begleitung zum Deutschen Zahnärztetag online kompakt eine Schwerpuktausgabe der „Quintessenz Zahnmedizin“ zu „Orale Medizin und Immunkompetenz“. Dieses Heft werde jedem DGZMK-Mitglied und allen registrierten Online-Teilnehmern kostenfrei zur Verfügung gestellt. Frankenberger dankte den Premium-Partnern zum Deutschen Zahnärztetag für die Übernahme der Kosten.

 

DGZMK-Vizepräsident PD Dr. Dietmar Weng gab einen Überblick über die weiter gut laufenden Services Mundschleimhaut-Beratung und Röntgen. Er dankte ausdrücklich den Teams um Prof. Walter (Mainz) und PD Dirk Schulze (Freiburg). Der Generalsekretär, Dr. Guido Wucherpfennig, freute sich über die weiter konstant nach oben zeigende Zahl der Mitglieder, derzeit sei die Marke von 24.000 überschritten, für 2021 erwarte er über 25.000. Wucherpfennig freute sich auch über die Zahl von 1500 studentischen Mitgliedern. Finanziell stehen DGZMK und APW weiter gut da. Ausfälle wegen geringerer Einnahmen seien bei der APW zum Teil auch über niedrigere Kosten aufgefangen worden. Der Kassenstand der DGZMK bleibe stabil, deshalb gebe es auch künftig Spielraum zur Förderung großer Forschungsprojekte. Wucherpfennig wies außerdem darauf hin, dass auch im vergangenen Jahr neue Patienteninformationen erschienen seien und dankte den Autoren.

 

APW reagierte mit Online- und Hybridveranstaltungen

Der APW-Vorstand Dr. Dr. Markus Tröltzsch stellte zu Beginn seines Überblicks heraus, die enge Zusammenarbeit mit der DZMK in der Krise habe sich sehr bewährt. Die Gesamtzahl der Zertifizierungen seit Bestehen der APW erreichten einen Stand von über 7.900 , über 150 Kurse konnten bis Anfang November trotz der widrigen Umstände durchgeführt werden. Die Geschäftsstelle habe „brillant“ reagiert und neue Online- sowie Hybridveranstaltungen möglich gemacht, obwohl die Mitarbeiterinnen auch noch Ausweichtermine für verschobene Veranstaltungen hatten finden müssen. Tröltzsch: „Dass wir die Kurse nicht abgesagt sondern verschoben haben, ist für den Erhalt dieser Kurse sehr wichtig, bedeutete aber gleichzeitig einen immensen Arbeitsaufwand der Geschäftsstelle. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken!“ Besonders lobte er das von GS-Leiter Hagedorn entwickelte Ampel-Modell zur Durchführung der Kurse. Er dankte auch dem stellvertretenden APW-Vorsitzenden, Dr. Markus Bechtold, für die „weitsichtige“ Betreuung der Einzelkurse und der Idee einer neuen Serie „APW Online“. Hier sind bereits drei erfolgreiche Veranstaltungen durchgeführt worden, am 28. November werde die neue Aerosol-Leitlinie im Mittelpunkt stehen.

 

Überblick Leitlinien-Projekte

Anschließend gab der Präsident elect, Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, einen Überblick über das Leitlinien-Geschehen, bei dem trotz Corona viel Arbeit erfolgt sei. Er dankte der LL-Beauftragten, Dr. Anke Weber. Insgesamt konnten 36 Projekte abgeschlossen werden, bei 18 sei die DGZMK federführend gewesen. 16 neue Projekte seien in Arbeit, weitere sechs in der Planung. Prof. Wiltfang wies auf die Bedeutung von „Leitlinien-Watch“ hin, hier engagiert zu sein, diene dem Schutz derjenigen, die solche Leitlinien verfassten. Dr. Silke Auras präsentierte abschließend ein neues Konzept zur Kennzeichnung der Gültigkeit von LL, Patienteninformationen u.a..

 

Für die VHZMK dankte deren Vorsitzender, Prof. Dr. Dr. Robert Sader, der DGZMK, dem Geschäftstellenleiter RA Sven Hagedorn und seinem Team bei der Einrichtung einer eigenen Geschäftsstelle in der DGZMK. Das Mitgliederverzeichnis sei aktualisiert, die VHZMK-Homepage werde demnächst auf Owidi präsent sein. Die Wahlen und die Mitgliederversammlung sei auf das kommende Frühjahr vertagt worden. Er griff die AO-Z-Problematik noch einmal auf: „Wir bekommen nur schwer eine einheitliche Linie in Sachen AO-Z, zum Teil auch noch keine Finanzierungszusagen der Länder“, stellte er fest. Es dürfe hier auf seiten der Zahnmedizin keine Verteilungskämpfe geben. „Wir sitzen hier alle in einem Boot.“

 

DZZ International auf gutem Weg

Auf die positive Entwicklung der neugeschaffenen DZZ International wies Schriftleiter Prof. Guido Heydecke hin. „Die Seitenaufrufe wurden erheblich gesteigert, die Zahl der Zugriffe hat sich fast verdreifacht auf über 7.000.“ Mittlerweile nutzten u.a. Interessierte aus Indien, dem mittleren Osten, den USA und Großbritannien die DZZ, die englischen Inhalte würden international wahrgenommen. Eine Embase-Listung sei beantragt, die für Pubmed für den Januar geplant.

 

Ehe die im Beirat versammelten Fachgesellschaften und Arbeitskreise ihre Arbeit vorstellten, nutzte Prof. Frankenberger die Gelegenheit, noch einmal für eine große Gemeinschaftstagung wie 2005 in Berlin zu plädieren. Die DGI habe bereits Bereitschaft signalisiert, ihre Jahrestagung 2025 danach zu richten. Falls das Jahr 2025 in Frage käme, müssten die Vorbereitungen aber sofort beginnen. „Wir sollten diese Idee und dieses Konzept nicht einfach fallen lassen“, appellierte er. Es gab erste zustimmende Reaktionen zu diesem Vorschlag.

 

Für die Bundeszahnärztekammer schilderte Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Oesterreich in einem kurzen Überblick die aktuelle Situation. Die Bundesversammlung der BZÄK werde im Dezember ohne Wahlen online durchgeführt. Die Wahlen sollen zum nächstmöglichen Zeitpunkt nachgeholt werden. Die öffentliche Diskussion zum Infektionsgeschehen in den zahnärztlichen Praxen hätte im Frühjahr zu Verunsicherung und Ausbleiben der Patient*innen geführt. Es habe u.a. Probleme mit Schutzkleidung in ausreichenden Mengen gegeben. Über den FDI und europäische Gremien sei die BZÄK in der Auffassung bestärkt worden, dass Praxen keine Orte der Infektionsausbreitung seien. Diese finde eher im privaten Bereich, im sozialen Umfeld statt. Er bat um Abstimmung mit der BZÄK bei neuen Ergebnissen aus der Wissenschaft.

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