150 Jahre DGZMK: Die Geburtsstunde der modernen Zahnmedizin in Deutschland
Präsident Prof. Hoffmann: Mit Schaffung von Exzellenzbereichen vorhandene Strukturprobleme überwinden / “Klare Absage an ‚Bolognaisierung’ des Medizin- und Zahnmedizinstudiums“ / Festredner Heckl stellt Bedeutung der naturwissenschaftlich-technischen Kultur in Deutschland heraus
02. Juli 2009 – Berlin. Die Geburtsstunde der modernen Zahnmedizin schlug vor 150 Jahren in Berlin. Mit einem Festakt wurde heute in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften der Gründung des „Central-Vereins deutscher Zahnärzte“ gedacht, aus dem im Lauf der Jahrzehnte die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) als nationale wissenschaftliche Dachorganisation, hervorgegangen ist. „150 Jahre an Erfahrung sollten die DGZMK und mit ihr die gesamte deutsche Zahnmedizin in die Lage versetzen, die Gegenwart zu meistern und die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Knapp 19.000 Mitglieder im Jubiläumsjahr zeugen von eben dieser lebendigen Organisation, die das Potenzial der Zukunftsgestaltung aus ihrer Historie zieht“, stellte DGZMK-Präsident Prof. Dr. Thomas Hoffmann (Uni Dresden) fest. Scharfe Kritik übte Hoffmann am Bachelor- und Master-Studium: „Klar und unmissverständlich erteilt die DGZMK der ‚Bolognaisierung’ des Medizin- und Zahnmedizinstudiums eine Absage.“
Der DGZMK-Präsident stellte die Bedeutung der Zahnmedizin als integralen Bestandteil der Medizin heraus, deren Etablierung schon die Gründerväter vor 150 Jahren im Visier hatten. Für die unmittelbare Zukunft bedeute dies: „Da die Zahnmedizin sich als integraler Bestandteil der Medizin verstehen muss, ist es notwendig, die Partikularinteressen zurückzustellen und als ein starkes Zentrum Zahnmedizin aufzutreten. Es gilt die Kräfte in diesem Zentrum zu bündeln, sich von der Begrenztheit der bisherigen Fächerstrukturen zu lösen und – auch wenn dieser Begriff im Zusammenhang mit der universitären Entwicklung überstrapaziert ist – Exzellenzbereiche zu bilden.“ Dies gelte für die Bereiche Lehre und Forschung ebenso wie die Medizinische Versorgung.
Über den Tellerrand aktueller Entwicklungen blickte Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, in seinem Festvortrag „Auf welche Menschheitsfragen von morgen wird die Wissenschaft von heute eine Antwort geben müssen“ hinaus: „Dramatische Veränderungen werden die Intelligenz der gesamten Forschergemeinde herausfordern, um auf die Menschheitsfragen von morgen schon heute eine Antwort geben zu können, um ein Leben in Wohlstand, als da sind Umwelt, Energie, Altersproblematik, zu schaffen.“ Heckl brach dabei eine Lanze für die Naturwissenschaften: „Ohne eine Pflege der naturwissenschaftlich-technischen Kultur werden wir in Zukunft den Wohlstand in Deutschland nicht halten können. Insbesondere kommt es darauf an, den Beginn der Wertschöpfungskette zu pflegen, d.h. junge Menschen dafür zu begeistern, Erfindungen, Entdeckungen und letzten Endes deren marktliche Umsetzung in Produkte zur Lösung der Menschheitsfragen voranzutreiben.“
Die gute Kooperation mit der Wissenschaft in Gestalt der DGZMK lobte in einem Grußwort der Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Dr. Peter Engel: „Wir arbeiten auf vielen Feldern zusammen und nur gemeinsam konnten wir etwa die Neubeschreibung einer präventionsorientierten ZMK in Deutschland etablieren, von der wir uns wünschen, dass sie sich bald auch in den entsprechenden Gebührenordnungen wiederfindet. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft auf getrennten Pfaden in Richtung desselben Zieles marschieren, nämlich unseren Patienten zu fairen Konditionen eine bestmögliche Behandlung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen angedeihen zu lassen – und dies in größtmöglicher fachlicher Unabhängigkeit.“
DGZMK-Präsident Hoffmann forderte eine engere Vernetzung von Hochschule und Praxis, um einen Wissenstransfer in beide Richtungen zu ermöglichen. An die Politik gerichtet stellte er fest: „Unsere konstruktiven, innovativen Bemühungen, modernes Management einzuführen, werden von der Politik gebremst.“ Durch unattraktive W2-Professuren, Juniorprofessuren und Lehrprofessuren werde zusätzlich ein Exodus der fähigsten Kräfte hervorgerufen.
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